Spektralabhängigkeit

Nachdem geklärt war, dass Helligkeitsunterschiede die Pupillenreaktion auslösen, andere Ursachen für die Adaptation, die bei anderen Insekten diskutiert werden, wie endogene oder temperaturabhängige Steuerung hingegen wohl ausscheiden, stellte sich die speziellere Frage, ob für die Reaktion Licht bestimmter Wellenlänge verantwortlich ist. Auch diese Frage konnte ich nur ganz grob qualitativ in einem Ausschlussverfahren beantworten, weil mir sowohl die Möglichkeit fehlte, die Mückenaugen über Schmalbandfilter mit Licht von exakt definierten Wellenlängen zu belichten, als auch die Möglichkeit, die Lichtstärken unterschiedlichen Spektrums mit einem Spektrometer zu messen.

Für die Versuche habe ich wieder Mücken aus dem Abendschwarm gefangen und für zwei Stunden im Dunkeln gehalten. Sodann wurde jede Mücke für 40 Minuten unter Verwendung je eines Farbfilters beleuchtet und hiernach sofort fixiert. Verwendet wurden ein grüner Gelatinefilter, ein roter Glasfilter und ein blauer Glasfilter. Die Beleuchtung wurde mit einer normalen Haushaltsglühbirne vorgenommen. Die verwendeten Filter zeigten bei einer Betrachtung dieser Glühbirne durch ein einfachstes Handspektroskop folgendes Spektrum:

Blaufilter: 420 – 480 nm
Grünfilter: 500 – 570 nm
Rotfilter: Oberhalb von 600 nm
 

 

Alle Mücken zeigten eine mehr oder weniger deutliche Pupillenreaktion. Am geringsten fiel sie bei der Verwendung des Blaufilters aus. Etwas überraschend war die Reaktion bei der Verwendung des Rotfilters. Das Bild dieser Mückenommatidien ist nebenstehend abgebildet. Die Pupillenreaktion ist sehr deutlich zu erkennen. Das Ergebnis ist deshalb überraschend, weil die meisten Insekten rotes Licht nicht wahrnehmen können. (Dettner (1) S. 339, allerdings mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass dieser Befund keineswegs für alle Insekten gilt.) Wäre auch die untersuchte Mückenart hierzu nicht in der Lage, dann wäre der Nachweis erbracht, dass die Pupillenreaktion einem anderen Mechanismus unterliegen muss, als dem der Phototransduktion zur visuellen Wahrnehmung.